Samstag, 26. Juli 2008

"Vom Kuhdorf in die große Stadt" oder "Tausche nach dem Weg fragende Männer gegen an die Leine genommene Frauen"

Für manche Menschen ist es das Größte, wenn sie ihre gewohnte Einöde verlassen und in eine völlig neue Umgebung gelangen. Nun, so ganz kann ich das von mir nicht behaupten. Als ich davon erfuhr, dass ich die meiste Zeit der nächsten......ich schätze mal 7 Jahre in Köln verbringen werde, war ich...wie sag ich's am besten, etwas verunsichert. Ich meine klar, vorher war ich auch schon mal in Köln, aber meistens nur aus dem Grund, das schwer verdiente Geld meiner Eltern in sinnlose Luxus- und Prestigegüter umzutauschen. Wenn Ihr das Dorf kennen würdet, in dem ich mein Leben zubringe, würdet ihr meine Bedenken verstehen. Ich will's mal so formulieren: Wenn die hiesige Freiwillige Feuerwehr ihre alljährliche Übung an der Dorfkirche praktiziert, gehört dies schon zum Highlight des Jahres.....getoppt wird dies nur noch durch die Landung des Rettungshubschraubers im Ort, was allerdings bei einem geschätzten Altersdurchschnitt von ca. 70 Jahren auch relativ oft passiert. Auch lustig, obwohl, nein, eigentlich schon nervig ist, wenn ein Autofahrer anhält zwecks Einholung näherer Informationen, wie er denn nun zu seinem im Ort befindlichen Ziel gelangen kann. In einer "etwas" größeren Stadt hätte ich ja noch Verständnis, wirklich. Nur hier, wo sich Fuchs und Hase "gute Nacht" sagen und man bereits nach fünf Minuten durchs ganze Dorf gelaufen ist, stelle ich mir die Frage, ob es nun doch so schwer ist, die Gefahr einzugehen und die drei Straßen auf eigene Faust zu erkunden, oder aber ob es doch schwieriger ist sich hier zurecht zu finden als ich immer denke. Allen Kritikern werfe ich direkt mal entgegen, dass es sich bei aufgeführten Autofahrern NICHT um Anhängerinnen des weiblichen Geschlechts handelt. Nein, es sind gestandene, männliche Autofahrer, die, wenn man ihre Gesichtsausdrücke richtig deutet, in mir ihre letzte Hoffnung sehen, an ihr Ziel zu gelangen. Denn jeder weiß, ein Mann fragt nicht nach dem Weg. Selbst wenn er nach Alaska will und sich plötzlich auf dem Gipfel des Aconcagua ( höchster Berg der Anden ) befindet wird ein Mann niemals nach dem Weg fragen. Ihr seht also, wie verzweifelt diese Geschöpfe sein müssen. Wer nun denkt, das wäre schon die Spitze des Eisbergs, den muss ich leider enttäuschen. Das BESTE war, als mich mal jemand nach dem Weg fragte und eine KARTE in der Hand hielt. Bis dato war mir völlig unbekannt, dass es unser winzig kleines Dorf überhaupt auf eine Karte geschafft hat. Aber, man lernt ja nie aus. Wie bin ich eigentlich darauf gekommen??? Ach ja, Köln. Als wir ( ich studiere nicht alleine in Köln, zwei Freunde vom Gymnasium studieren mit mir zusammen) das erste Mal nach Köln fuhren, war mir die ganze Sache nicht so geheuer (wen wundert's? Wir fahren mit der Bahn). Große Stadt, viele Menschen.....naja. Zum aktuellen Zeitpunkt studiere ich bereits ein halbes Jahr in Köln. In diesem halben Jahr habe ich gelernt, dass Köln etwas ganz anderes ist, als alles, was mir bisher begegnete. Zwar war ich schon in Prag und auch anderen Großstädten, nur in Köln ticken die Uhren anders. Ein Passant in der Straßenbahn riet mir mal in perfektem Kölsch "Wenn in Köln einer zu dir sagt geh nach links, geh am besten nach rechts, dann kommst du auch an." Und so ist es. Mittlerweile kann mich kaum noch etwas schocken. Männer, die ihre in Latex gekleidete Frau an der Leine "Gassi" führen empfinde ich schon fast als normal. Doch abends kommt man wieder zurück in "sein" Dorf und stellt fest, dass es eigentlich gar nicht so normal ist was man in Köln beobachtet. Oder doch? Seht ihr, dass passiert wenn man sich einer Stadt völlig ausliefert....man zweifelt an seinem bisherigen Verständnis von "normal". Woran man auch zweifelt ist am Verständnis der Bahn für Pünktlichkeit. Doch dazu komme ich später einmal.

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